Nach einem erfolgreichen ersten Treffen im Rahmen des Erasmus+ Projektes „Let’s do IT“ in Delmenhorst im Februar diesen Jahres, durften nun sieben Schüler:innen aus den Jahrgängen 8 bis 11 ihre Koffer packen und nach Ozolnieki reisen, das eine halbe Autostunde von Riga entfernt liegt.
Schon im Vorfeld wurde von der Gruppe ganze Arbeit geleistet: Gemeinsam mit unserer ehemaligen Kollegin Frau Knobel-Pluhar wurde ein Tanz einstudiert, der vor Ort an die Schüler:innen aus Polen, Portugal, Rumänien und Lettland weitergegeben wurde. Alle hatten ihre Hausaufgaben erledigt und vermittelten nun stolz ihre Ergebnisse, sodass in den kommenden Tagen aus einem bunten Repertoire an Formationen und Rhythmen zwei europäische Tänze kreiert werden konnten.
Wie bedeutsam Musik und Tanz für das lettische Volk sind, wurde spätestens beim Besuch der Bühne im Mezapark und der zugehörigen Ausstellung deutlich. Alle fünf Jahre findet dort inmitten eines Waldgebiets ein nationales Gesangs- und Tanzfestival mit 30.000 Akteuren statt. Wie beeindruckend der Gesang von 13.000 Sängerinnen und Sängern, vereint zu einem Chor, sein kann, wurde bei einer Audio- und Videoinstallation des letzten Festivals deutlich, die für Gänsehaut sorgte. Nicht weniger staunend ließen uns die Filmaufnahmen einer Choreographie von 16.000 Tänzer:innen zurück. Es war ein beeindruckender Vormittag vor den Toren Rigas.
Noch ganz erfüllt von den vielen neuen Eindrücken, folgte der Besuch der lettischen Hauptstadt. Während der Führung durch die Altstadt wurde ersichtlich, wie eng die Verbindung zwischen Deutschland und Lettland ist. Dies zeigte sich nicht zuletzt an der Statue der Bremer Stadtmusikanten, ein Geschenk Bremens an seine Partnerstadt. Schon von weitem erkennt man, dass die Nasen der vier Stadtmusikanten golden schimmern. Die Stadtführerin erklärte, dass es Volksglaube sei, dass das Reiben der Nasen der Tiere Glück bringe, und dass demjenigen, der die Nase des höchsten Tieres reibe, besonders viel Glück zuteilwerden würde. Nun bedarf es vermutlich keiner Beschreibung, was sich im Folgenden vor dieser gut drei Meter hohen Statue ereignete.
Ob dies als sportlicher Wettkampf bezeichnet werden kann, liegt wohl im Auge des Betrachters. Viel Spaß hatten alle Beteiligten auf jeden Fall dabei. Bewegung und Wettkämpfe spielten während der Austauschwoche durchaus eine wichtige Rolle: In Vilce mussten wir in diversen sportlichen Wettkämpfen nicht nur unsere Fitness unter Beweis stellen, sondern auch unsere Teamfähigkeit und Geschicklichkeit. Ein Orientierungslauf mit der App ‚Actionbound‘ im Vilce Naturpark bildete die Grundlage für das Erstellen eigener Orientierungsläufe in internationalen Gruppen in der Umgebung der Schule. Dabei verbanden sich Rätselspaß zu europäischen Themen mit Bewegung in den Wäldern und am Ufer des Flusses Misa.
Als Highlight der Austauschwoche kann aber sicherlich die Abschiedsfeier im örtlichen Kulturzentrum bezeichnet werden. Viele Schüler:innen hatten im Vorfeld gemeinsam mit ihren Gastfamilien typisch lettische Spezialitäten für diesen Abend zubereitet. Und während sie die Snacks sichtlich stolz auf den Buffettischen verteilten, konnte man bereits einen Eindruck davon gewinnen, was uns an diesem Abend geboten werden würde: Zwei lokale Musik- und Tanzgruppen warteten in traditioneller Kleidung auf und gaben uns zum Einstieg in den Abend eine Kostprobe ihres Könnens. In welche Richtung sich der Abend entwickeln würde, konnte man zu diesem Zeitpunkt aber nur erahnen. Die Schüler:innen präsentierten die während der Woche entwickelten Tänze. Beide Gruppen ernteten viel Applaus für ihre bemerkenswerte Vorstellung. Sichtlich gelöst konnte dann die Begeisterung für die verschiedenen lettischen Volkstänze schnell entfacht werden. Drei Musikerinnen sorgten mit Gesang und Instrumenten für Begleitung, während Jung und Alt mal im Kreis, mal als Paar, mal als Gruppe tanzte. So blieb am Ende wenig Zeit, alle landestypischen Spezialitäten auf dem Buffet zu kosten. Aber die geröteten Wangen und das Strahlen zeugten von einem sehr gelungenen Abend.
Und so ging die Austauschwoche mit vielen strahlenden Gesichtern, zahllosen Umarmungen und letzten Fotos zu Ende. Am nächsten Morgen hieß es dann für die deutschen, polnischen, portugiesischen und rumänischen Schüler:innen, Abschied zu nehmen. Auch wenn wir alle traurig waren, unsere neu gewonnen Freunde zurückzulassen, so fuhren wird doch ganz erfüllt durch die Eindrücke der Woche zurück nach Delmenhorst.
Unser Dank gilt der EU, die uns die Reise durch die finanzielle Förderung im Rahmen von Erasmus+ ermöglicht hat. Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen im Oktober 2024 in Deva, Rumänien. Dort werden Fragen der Nachhaltigkeit im Zentrum stehen.
Text: Dr. Judith Krawelitzki/ Hanna Brötje
Bilder: Dr. Judith Krawelitzki/ Hanna Brötje