Mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung begann am 9. November 2023 der Aktionstag “Schule ohne Rassismus”, der am Maxe in den Jahrgängen 6 und 9 auf Initiative der Fachgruppen Geschichte, Religion und Werte und Normen sowie der Schülervertretung EXE durchgeführt wurde. Das Datum war bewusst gewählt, um anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht die Wichtigkeit von Toleranz und Akzeptanz zu betonen. In ihrer Eröffnungsrede verwies Dr. Erika Labinsky, stellvertretende Schulleiterin, darauf, dass das Maxe eine vielfältige Schule sei mit vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion. Gerade vor dem Hintergrund neu aufkommenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft müssten Intoleranz und Herabwürdigung in jeder Form verurteilt werden.
Die Schüler*innen beider Jahrgänge hatten danach in Workshops die Gelegenheit, die Thematik zu vertiefen. In Jahrgang 6 standen Themen wie Vielfalt, Anderssein und Ausgrenzung im Mittelpunkt. Besondere Freude hatten die Schüler*innen an den zahlreichen kreativen Angeboten, die sie im Vorfeld frei wählen konnten. Hier entstanden eindrückliche Protestplakate, nachdenklich stimmende Geschichten, bunte Taschen, die die eigene Idenität präsentieren, und ein Song gegen Rassismus, zu dem die Schüler*innen eigene Textzeilen beisteuerten.
Auch die Schüler*innen des 9. Jahrgangs konnten zwischen drei Workshops wählen: So wurde in einem der Workshops ein Stadtrundgang durchgeführt und am Beispiel der Diskriminierung und Verfolgung der Familie Fink die Zeit des Nationalsozialismus in Delmenhorst besprochen. Zur Wahl standen außerdem Workshops zu dem Thema “Umgang mit Vorurteilen und Stereotypen” und schließlich zu dem Film “Schwarzfahrer“. Die Konfrontation mit einem massiv rassistischen Monolog einem in der Tram sitzenden jungen Schwarzen gegenüber stellte sich als außerordentliche Herausforderung heraus. Vor allem das scheinbar unbeteiligte Schweigen der anderen Fahrgäste löste Verwunderung bei den Schüler*innen aus. Mögliche Deutungen dieses Schweigens wurden ausgelotet, doch egal ob als Zustimmung, Ablehnung oder Indifferenz dem Rassismus gegenüber: Die Wirkung auf den mit Worten angegriffenen Fahrgast ist stets dieselbe – sich allein zu fühlen angesichts einer „Wand des Schweigens“. Zu erproben, wie ein solches Schweigen durchbrochen werden könnte, also mit Courage einzugreifen, war die Aufgabe für das szenische Spiel, in dem nun ein alternativer Fortgang der Geschichte ausprobiert werden sollte. Aber auch die Grenzen und Risiken einer solchen Intervention wurden mitreflektiert – wenn ein Eingreifen ohne Selbstgefährdung nicht möglich ist, können das Ansprechen anderer Fahrgäste, das Hilfeholen beim Fahrer oder letztlich auch der Notruf Handlungsalternativen darstellen. Intensiv engagiert ließen sich die Schüler*innen auf die Arbeit im Workshop ein.
Die Resonanz der Schüler*innen auf den gesamten Tag war positiv. Sie formulierten ihre Denkanstöße zum Beispiel so: In einer Schule ohne Rassismus würde sich niemand einsam oder ausgeschlossen fühlen – ein Ziel, dem die Schüler*innen oberste Priorität beimaßen. Zudem betonten sie, wie wichtig es sei, in schwierigen Situationen Unterstützung durch Freundinnen und Freunde zu erhalten.
Seit 2017 trägt das Maxe den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ und möchte durch regelmäßige Aktionen der Selbstverpflichtung, mutig für Toleranz und gegen Ausgrenzung vorzugehen, gerecht werden.
Text: Markus Schulenkorf, Dr. Lisa Weimar, Dr. Erika Labinsky
Bilder: Till Fischer, Timo Kreis