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Wer nicht gelegentlich auch einmal kausalwidrige Dinge zu denken vermag,
wird seine Wissenschaft nie um eine neue Idee bereichern können.

Max Planck

Zeitzeuge am Maxe: Holocaust-Überlebender im Gespräch mit Schüler*innen der Jahrgänge 9, 10 und 12

Möglicherweise klingt der Name Salomon „Sally“ Perel für einige nicht ganz fremd, betitelt er doch ein recht bekanntes Buch, einen Spielfilm mit Oscar-Nominierung und jüngst eine Gesamtschule in Braunschweig. Der Grund dafür liegt jedoch in Deutschlands kaum in Worte zu fassender Vergangenheit der Jahre 1933 bis 1945. Während dieser Jahre wurden über sechs Millionen jüdische Menschen von den Nationalsozialisten systematisch ermordet[1]. Sally Perel ist einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen und Überlebender dieser unter dem Begriff Holocaust gefassten Massenvernichtung durch Adolf Hitler und seinen Anhänger*innen.

 

Geboren am 21.04.1925, lebte Sally Perel mit seinen drei älteren Geschwistern als Sohn jüdischer Eltern in Peine bei Braunschweig. Nachdem 1935 die sogenannten „Nürnberger Rassengesetze“ in Kraft getreten waren, welche die Freiheiten der jüdischen Bevölkerung massiv einschränkten, und sie von den an der Macht stehenden Nazis zum „niederen Volk“ erklärt wurden, spürten auch die Perels die zunehmende Feindseligkeit überzeugter Anhänger von Hitler. Als das elterliche Schuhgeschäft zerstört und Sally Perel der Schule verwiesen wurde, entschied sich die Familie, ins damals sichere Łódź in Polen zu fliehen. Für Sally Perel begann dort ein neues Leben.

 

Als Adolf Hitler jedoch, am 01.09.1939, Polen überfallen ließ, traf seine Familie die Entscheidung, dass Sally und der älteste Bruder Isaak zusammen in die Sowjetunion fliehen sollten. Doch auch dort war Sally Perel nicht sicher, denn als die SS[2] das Dorf stürmte, indem der Vierzehnjährige sich versteckte, entstand der für ihn alles entscheidende Moment. Als er an der Reihe war und befragt wurde, log Sally den SS-Mann an und gab sich – um dem sicheren Tod zu entgehen – als Volksdeutscher[3] aus. Es war eine Entscheidung zwischen Leben und Tod. Der SS-Mann schenkte ihm Glauben und kontrollierte ihn, anders als andere Gefangene, nicht weiter. Fortan musste Sally Perel ein lebensgefährliches Doppelleben unter Nazis führen. Er wurde Dolmetscher bei der Wehrmacht und Teil der Hitlerjugend[4], die 1926 gegründet worden war, bis zum Ende des Krieges 1945, das ihm im Alter von 20 Jahren die Freiheit zurückbrachte.

In Deutschland beobachtet er die politischen Entwicklungen der vergangenen neun Jahre mit Sorge, er sieht deutliche Parallelen zu den 1930er Jahren und appelliert, sich mit aller Kraft gegen Parteien zu stellen, die mit Hass und Hetze oder auch nur der Ungleichbehandlung von Menschen auf sich aufmerksam machen. Nicht zuletzt aus diesem Grund führt Sally Perel noch immer, inzwischen fast 97jährig, Gespräche über seine Erlebnisse mit Jugendlichen. Sein Ziel: Er möchte die jungen Menschen resistenter gegen den auch heute real existierenden Einfluss von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Neonazismus machen.

Am kommenden Dienstag, den 05. Juli 2022 wird Sally Perel mit den Schülerinnen und Schülern des Max-Planck-Gymnasiums über seine Kindheit und Jugend während des Nationalsozialismus sprechen.

 

 

Text: Klasse 10d, Frau Theermann

Bildrecht: imago

[1] Der Begriff Holocaust definiert den systematischen Massenmord an über sechs Millionen Juden und Jüdinnen in Deutschland und Europa. Die Nazis haben aber darüber hinaus auch andere Menschen, die sie für lebensunwert erklärten, systematisch ermordet: Menschen mit anderen politischen Einstellungen wie z.B. Kommunist*innen, Menschen jeden Alters, die mit Behinderungen oder schweren Krankheiten lebten, anderen Religionszugehörigkeiten als die dem Nationalsozialismus angeschlossenen, Homosexuelle oder Sinti und Roma. Die Tötung der letztgenannten Gruppe ist unter dem Begriff Porajmos, was Verschlingung bedeutet, definiert.

[2] Die SS wurde am 4. April 1925 von Hitler als persönliche „Leib- und Prügelgarde“ in München gegründet. SS steht für Schutzstaffel, sie war aber keinesfalls dazu da, Menschen zu schützen, sondern das Naziregime.

[3] außerhalb Deutschlands und Österreichs lebender ethnischer Deutscher (besonders in ost- und südosteuropäischen Ländern bis 1945)

[4] seit März 1939 gesetzlich vorgeschriebene „Jugenddienstpflicht“, sie verpflichtete alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, in die für sie vorgesehene Unterorganisation der HJ einzutreten, wo an zwei Tagen pro Woche „Dienst“ zu leisten war. Hier wurden die jungen Menschen von den Nazis systematisch manipuliert, man spricht auch von politisch-ideologischer Indoktrination).

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